Südpfalz-Therme. Da wird’s warm ums Herz

Südpfalz-Therme. Da wird’s warm ums Herz

Gut Ding will Weile haben, oder: Ein Staatsbetrieb wirft nun einmal keinen Gewinn ab. Zwei Redensarten, die zumeist ihre Berechtigung haben. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. So lautet eine weitere Redensart. Und die trifft auf die Südpfalz-Therme in Bad Bergzabern zu. Auch wenn die „Weile“ Jahrzehnte lang als Fass ohne Boden galt, hat sich das Mauerblümchen letztlich doch zum modernen Wellness-Tempel gemausert. Und – ja, man mag es kaum glauben – erzielt mittlerweile von Jahr zu Jahr mehr Gewinn. Ende gut, alles gut? Corona lässt grüßen.  Ein Beitrag von Robert Wilhelm.
Fotos: Therme/PR

Bad Bergzabern.29.9.2021/Robert Wilhelm. Zu verdanken ist die positive Entwicklung im Wesentlichen zwei Faktoren. Des – wie zumeist bei einem Staatsbetrieb – schier unendlichen Atems eines sich nicht wehren könnenden Steuerzahlers. Und dem glücklichen Umstand, nach langer Zeit in der Person von Sandra Reichenbacher als Geschäftsführerin endlich jemanden an diese Position gesetzt zu haben, der dem Titel auch gerecht wird. Und dem man vor allem auch endlich freie Hand gab.

Seit 2012 leitet Reichenbacher die Geschicke der Therme, die dem Land zu 53,5 Prozent, dem Kreis SÜW (15) und der Stadt Bad Bergzabern (31,5) gehört. 2010 begann sie dort als Prokuristin.

Dem Kreistag erstattete Reichenbacher denn auch am Montag dieser Woche in Steinfeld Bericht. Zur Entwicklung der Einrichtung in den zurückliegenden zehn Jahren, die 2020 nur leicht von Corona gezeichnet ist.

Seit 2010 ein Besucherplus von 20 Prozent
Die Zahlen können sich sehen indessen mehr als sehen lassen. 2010 verzeichneten Bad und Sauna-Bereich rund 151.600 Besucher. 2020 waren es dann etwa 181.700. Eine Steigerung von 20 Prozent. Noch beeindruckender sind die Betriebsergebnisse. Mit einem „erwirtschafteten“ Minus von fast 2 Millionen Euro in 2010, schaffte es die Therme – mittlerweile unter der Leitung von Reichenbacher – 2016 erstmals in die Gewinnzone. Wenn zunächst auch mit bescheidenen 35.000 Euro plus. Kontinuierlich ansteigend sind für 2020 233.000 an Gewinn verbucht. Die Therme hat im Übrigen auch keine Verbindlichkeiten mehr.

Mit Millioneninvestitionen Sanierungsstau aufgelöst
Das geht stimmig mit den nahezu gleichzeitig sprunghaft angestiegenen Investitionsvolumina einher. Wurde in dem zuletzt 2005 kernsanierten Bad (geplant waren 3,5 Millionen Euro, es wurde dann das Doppelte) in den Jahren danach geknausert, begann Reichenbacher ab 2017, den schon wieder aufgelaufenen Sanierungsstau aufzulösen.

Statt 5-stellige Instandhaltungskosten zu kleckern, wurde endlich geklotzt, um das Bad, das wegen der Kostenexplosion 2005 nie den Anschluss gefunden hatte, auf das Niveau der heutigen Wellness-Realität katapultiert: 2017 1,2 Millionen, 2018 1,2 Millionen, 2019 0,9 Millionen und 2020 nochmal 0,55 Millionen Euro.

Investiert wurde in eine neue Salzgrotte, die Modernisierung des Blockheizkraftwerkes, die Sanierung des Außenbeckens, die großzügige Erweiterung des Saunadachgartens und Sanierung des Innenbereichs. Sowie in neue Duschen. Und erst dieses Jahr in eine neue Photovoltaik-Anlage. Um unabhängiger vom preislich stark schwankenden Strommarkt zu sein.

Kreistag dankt Geschäftsführerin Reichenbacher
Das Fazit zog die Geschäftsführerin gestern im Kreistag selbst. Die Südpfalz-Therme behaupte sich mittlerweile am Markt als das, was sie sei. Ein gewinnorientiertes Unternehmen, das auch in der immer schneller werdenden Wellness-Branche weiter investieren werde, um auf der Höhe der Zeit und ihrer Entwicklungen zu bleiben.

Sprach’s und heimste ordentlich Applaus ein. Sogar einige Mitglieder des Kreistages ließen es sich nicht nehmen, ans Rednerpult zu treten, um Reichenbacher Dank zu sagen.

Das war nicht immer so in der wechselvollen Geschichte des Bades. Das nun auf die Corona-geprägten Zahlen wartet. Dass aufgrund des langen Lockdowns 2020/21 während der klassischen Besucherhochzeit in Herbst und Winter keine neuen Rekorde zu erwarten sind, ist jedem klar.

Die bisherigen Geschäftsführer
Keine Leitung verließ die Therme freiwillig oder in Frieden. Kein Wunder, konnte doch keine Führungskraft aufgrund unzureichender Finanzausstattung je auf die Höhe der Zeit im Wellness-Bereich gelangen. Und kaum wurde ein Defizit eingefahren, wurde seitens der Anteilseigner noch mehr gespart. Um es klar und deutlich zu sagen: In den 1970er-Jahren für viel Geld hingestellt, 2005 für noch mehr kernsaniert, nur um hernach das Geschaffene wieder kaputt zu sparen.

Print Friendly, PDF & Email
Share