Weihnachten bei gelockertem LockdownUnverändert hohe Fallzahlen in SÜW und Landau

Weihnachten bei gelockertem Lockdown
Unverändert hohe Fallzahlen in SÜW und Landau

Bild 1: Die Infektionsdynamik ist zwar seit Mitte November abgeschwächt, aber die Neu-Infektionszahlen bleiben hoch. In der Grafik sind die Fallzahlen (rote Messpunkte) von Anfang März bis zum 25. November maßstabgerecht über der Kalenderachse eingetragen. Die obere Kurve zeigt den Verlauf der Infektionszahlen. Die grünen Messpunkte sind die Anzahl der Gesundeten. Die untere rote Kurve beschreibt den Infektionsstatus. Das sind zum jeweiligen Zeitpunkt die bisher insgesamt infizierten minus der inzwischen Gesundeten und der Verstorbenen. Nach einer längeren Pause in den Sommermonaten Mai bis August ist Corona wieder aufgeflammt. Der typische S-Verlauf aus der ersten Welle wiederholt sich. Und zwar noch heftiger als vorher.         Grafik: hi

Annweiler/Landau.26.11.2020/hi. Das RKI meldet neue Infektionshöchstwerte. Die Infektionszahlen steigen weiter. Nur halt nicht mehr so stark. Die seit dem 30. Oktober geltenden Maßnahmen für einen differenzierten Lockdown haben die Infektionsdynamik zwar abgeschwächt, aber das reicht nicht. Die verhängten Schließungen von Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen haben auch in der Südpfalz bisher weniger Wirkung gezeigt als erhofft.

Man ahnte ja schon, was kommen würde, jetzt ist es amtlich:  Die Politiker in Bund und Länder sind sich einig, dass die Trendwende noch nicht geschafft ist, und dass weitere Maßnahmen zur Coronabekämpfung unausweichlich sind.

Der differenzierte Lockdown wird bis zum 20. Dezember verlängert und mit weiteren wirksamen Maßnahmen ergänzt. Die Mund-Nasenschutzpflicht wird ausgeweitet. Die Kontaktbeschränkungen in privaten und öffentlichen Räumen werden verschärft. Bis zum 20. Dezember gilt: private Treffen sind auf fünf Personen aus höchstens zwei Haushalten beschränkt.

Fröhliche Weihnachten: Eine Lockerung ist erst für die Zeit 23. Dezember bis 1. Januar vorgesehen. Dann sind Treffen bis zu 10 Personen möglich. Restaurants bleiben aber wahrscheinlich über Weihnachten geschlossen. Über mögliche Böllerverbote an Sylvester wird regional entschieden.

Schulen und Kitas bleiben grundsätzlich weiter offen. Ein Umschwenken auf Wechselunterricht ist zunächst nicht geplant. Aber die Oberstufenschüler und die Schüler an Berufsschulen müssen sich auf eine Maskenpflicht und auf Hybrid-Unterricht einstellen, wenn es nicht gelingt, die Infektionszahlen zu drücken. Die Weihnachtsferien werden auf den 18. Dezember vorgezogen.

Und wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen in der Südpfalz?

Auch rund vier Wochen nach dem Beginn des differenzierten Lockdowns, wie er in der Allgemeinverfügung der Landkreise SÜW, Germersheim und der Stadt Landau verkündet worden war, ist kein Abwärtstrend der Infektionszahlen zu sehen (Bild 1). Das Gesundheitsamt meldete für SÜW/Landau am Dienstag mit 47 Neuinfektionen die zweithöchste Rate seit Beginn der Corona-Pandemie. Und auch am Mittwoch war die Fallzahl auf gleicher Höhe wie an den Vergleichstagen der beiden Vorwochen.

Ein rechnerischer Wendepunkt im Verlauf der Infektionskurve ist der 10. November. Seither zeichnet sich statistisch eine abgeschwächte Dynamik ab. Das heißt, die Infektionszahlen steigen weiter, nur tendenziell weniger stark.


Die 7-Tages-Inzidenz 50 und Notfall-Inzidenz 200

Die wichtige Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen (Inzidenz) liegt seit Ende Oktober über der kritischen Marke 50 (Bild 2). Von da ab können die Gesundheitsämter die Infektionsketten kaum noch nachverfolgen und das Gesundheitssystem wird überlastet. Mitte November war der Inzidenzwert auf 160 gestiegen und ist seither wieder unter 100  gesunken.

Auf der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch gab die Bundeskanzlerin unter anderem bekannt, dass sich Bund und Länder auf eine neue kritische Marke für Hotspots, die Notfall-Inzidenz 200, verständigt haben.


Wenn mehr als 200 Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner gemeldet werden, dann können die zuständigen Behörden weitere umfassende und wirksame Sofortmaßnahmen anordnen zur Einschränkung von Kontakten. Spätestens dann ist auch Hybrid- und Wechselunterricht angesagt.

Reproduktionszahl 7-Tage-R-Wert

Eine weitere epidemiologische Kennzahl ist der R-Wert (Bild 3). Das ist die zeitlich variierende Reproduktionszahl. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter unter den aktuellen Bedingungen im Durchschnitt ansteckt. Deshalb kann sie sich auch ändern, wenn etwa Kontaktbeschränkungen erlassen oder gelockert werden. Der R-Wert  beschreibt die Dynamik des Ausbruchsgeschehens im Sinne einer Trendanalyse.

Solange die Zahl über 1 ist, verbreitet sich das Corona-Virus mit wachsender Geschwindigkeit.

Wenn R = 1, dann steckt jeder Infizierte im Durchschnitt eine weitere Person an. Somit bleibt die Zahl der Kranken konstant. Das Ziel bei der Bekämpfung der Corona- Pandemie ist, R dauerhaft unter 1 zu halten. Dann wird die Ausbreitung gebremst.

Entsprechend der RKI-Methodik haben wir für die Berechnung von R in der Region SÜW/Landau angenommen, dass zwischen der Infektion einer Person bis zur Infektion der von ihr angesteckten Folgefälle eine mittlere Zeitspanne von vier Tagen vergeht. Somit werden, vereinfacht gesagt, die gemeldeten Neuinfektionen eines Tages mit den Neuinfektionen von vor vier Tagen verglichen.

Der 7-Tage-R bezieht sich auf einen längeren Zeitraum. Er bildet aktuell jeweils das Infektionsgeschehen vor etwa einer bis zwei Wochen ab und gleicht tagesaktuelle Schwankungen dadurch aus. Beispielsweise bezieht sich der hier für den 25. November berechnete 7-Tage-R-Wert auf die Zeit bis zum 15.11.

13. Corona-Bekämpfungsverordnung  RLP ante portas

Die Maßnahmen, auf die sich die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten am Mittwoch geeinigt haben, werden nun von der Mainzer Landesregierung in Form einer neuen Corona-Bekämpfungsverordnung umgesetzt.

Bild 3: Die Kennzahl 7-Tages-R-Wert (blaue Kurve) schwankt um den Wert 1. Solange die Zahl über 1 ist, verbreitet sich das Corona-Virus mit wachsender Geschwindigkeit.Wenn R = 1, dann steckt jeder Infizierte im Durchschnitt eine weitere Person an. Somit bleibt die Zahl der Kranken konstant. Das Ziel bei der Bekämpfung der Corona- Pandemie ist, R dauerhaft unter 1 zu halten. Dann wird die Ausbreitung gebremst.
Am Mittwoch, 25.November, lag der Wert bei 1,25. Das heißt, zehn Corona-Infizierte stecken im Mittel derzeit 12 – 13 weitere Personen an.

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