„Wie war der Holocaust möglich?“.Ausstellung in Pirmasens sucht Antworten

„Wie war der Holocaust möglich?“.
Ausstellung in Pirmasens sucht Antworten

Wie war der Holocaust möglich? Dieser zentralen Frage geht ab 6. November 2021 eine Sonderschau im Stadtmuseum Altes Rathaus nach. Unter dem Titel „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufer und Widerstand“ ist die vielbeachtete Wanderausstellung des United States Holocaust Memorial Museum in Pirmasens zu sehen.
Bild: Die Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ adressiert eine der zentralen Fragen zum Holocaust: Wie war der Holocaust möglich? Foto: S Holocaust Memorial Museum

Pirmasens.21.10.2021/ps. Die zentrale Rolle von Adolf Hitler und anderer nationalsozialistischer Führer ist unbestreitbar. Aber sie waren von unzähligen anderen abhängig. Welche Rolle spielten die gewöhnlichen Menschen? Warum haben so Viele die Verbrechen der Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen? Warum haben so Wenige den Opfern geholfen?

Die Erkenntnis, dass der Holocaust möglich wurde, weil Menschen in Deutschland und ganz Europa aus verschiedenen Gründen motiviert waren, dem Völkermord zuzustimmen oder daran mitzuwirken, ist entscheidend, um Lehren aus dem Holocaust zu ziehen.

Der Holocaust erinnert uns daran, dass das Undenkbare immer möglich ist. Es erinnert uns auch daran, dass Individuen mehr Macht haben, als sie vielleicht wissen – zum Guten oder zum Schlechten. Das Museum hofft, dass diese Ausstellung dazu inspiriert, über eigene Einflussmöglichkeiten für eine bessere Zukunft nachzudenken.

Die Ausstellung wird bis zum 18. Dezember im Stadtmuseum Altes Rathaus Pirmasens gezeigt.

Nach der Annexion Österreichs sehen Anwohner im März 1938 zu, wie österreichische Nationalsozialisten Juden zwingen, den Bürgersteig in Wien zu schrubben“.
(Foto: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes)

„Hitler und andere nationalsozialistische Führer hätten den Holocaust nicht alleine verüben können“, erklärt Timothy Kaiser, stellvertretender Direktor des Levine Instituts für Holocaust Erziehung am Museum. „Einige waren Nachbarn“ stellt die Frage nach den unzähligen anderen, die den Holocaust mit ermöglichten, aber auch nach den Menschen, die Widerstand leisteten und Andere retteten. Besucher können eigene Annahmen hinterfragen und überlegen, wie der Einzelne etwas bewirken kann.”

Dem Pirmasenser Stadtarchiv ist es gelungen das Immanuel-Kant-Gymnasium für eine Zusammenarbeit zu gewinnen und dadurch ein Peer-Guide-Programm anbieten zu können. „Nach regem Zuspruch können im Rahmen der Ausstellung nun sowohl Rundgänge für Schüler als auch – durch die Zusammenarbeit mit den Pirmasenser Gästeführern – für Erwachsene angeboten werden“, freut sich Stadtarchivarin Heike Wittmer. Alle Schulen seien eingeladen, an den Führungen teilzunehmen. „Durch die offene Gestaltung der Ausstellung sind keine Vorkenntnisse notwendig – so können auch jüngere Kinder das Angebot wahrnehmen“, betont Wittmer.

Bei den moderierten Rundgängen, die zum eigenen Denken und Handeln anregen sollen, stehen nach Wittmers Worten die Handlungsräume der Menschen von damals im Mittelpunkt. „An ausgewählten Stationen werden Phänomene wie Täter- und Komplizenschaft, Wegschauen, Eigennutz, Hilfe oder Widerstand vorgestellt und diskutiert“, so Heike Wittmer. Mit Blick auf die historisch-parallelen Ereignisse in Pirmasens werde die Frage „Wie war der Holocaust möglich?“ regional angebunden. Die Dauer der Führungen beträgt jeweils ca. 90 min. 

Auf einen Blick
Die Sonderausstellung „Einige waren Nachbarn“ ist vom 6. November bis einschließlich 18. Dezember 2021 im Stadtmuseum Altes Rathaus zu sehen. Die Einrichtung ist jeweils dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Führungen für Schulklassen sind kostenfrei. Erwachsenengruppen (bis zu zehn Personen) zahlen 35 Euro. Der Eintritt ist Museum ist frei.
Um Voranmeldung wird gebeten. Telefon: 06331/842299 oder per E-Mail: stadtarchiv@pirmasens.de.
Schülerführungen sind montags, dienstags und donnerstags jeweils von 8 bis 10 Uhr, von 10 bis 12 Uhr sowie von 12 bis 14 Uhr buchbar. Individuelle Termine für Führungen sind möglich.                                                                                             

Hintergrund
Diese Ausstellung wurde gefördert durch das William Levine Family Institute des United States Holocaust Memorial Museums mit Unterstützung u. a. von der David Berg Foundation, der Oliver Stanton Foundation, der William & Sheila Konar Foundation, der Blanche and Irving Laurie Foundation, der Benjamin and Seema Pulier Charitable Foundation, Sy and Laurie Sternberg, und dem Lester Robbins and Sheila Johnson Robbins Traveling and Special Exhibitions Fund established in 1990.

Das United States Holocaust Memorial Museum ist ein lebendiger Ort der Erinnerung an den Holocaust und inspiriert sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Führungskräfte weltweit, sich dem Hass entgegenzustellen, Völkermord zu verhindern und sich für die Menschenwürde einzusetzen. Seine weitreichenden Bildungsprogramme und seine weltweite Wirkung werden durch großzügige Spenden ermöglicht.
Weitere Informationen hier.

Print Friendly, PDF & Email
Share