Tiere im Garten – ein Garten für Tiere.
Projekt „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“

Viele Tiere haben es in unserer zersiedelten und durch menschliche Nutzung geprägten Landschaft schwer. Wie ein Garten zu einem lebendigen Ort wird, in dem auch Tiere gerne wohnen, ist Thema eines grenzüberschreitenden Projekts „Gärten für die Artenvielfalt“. Eva Hofmann von der Gartenakademie RLP hält dazu am kommenden Sonntag einen Online-Vortrag. Und zur Einstimmung erzählt unsere Redakteurin Barbara Karch, welch allerlei Getier sich in ihrem Garten tummelt.
Bild: Die richtige Pflanzenauswahl und Strukturen wie zum Beispiel Wasserstellen laden Tiere zum Verweilen ein. Foto: Biosphärenreservat/Claudia Halfmann

Annweiler.13.10.2021/Barbara Karch. Hurra, ich kann’s noch gar nicht glauben, aber wir haben tatsächlich Molche in unserem Garten. Ich bewirtschafte seit 20 Jahren ein Grundstück in Hanglage. Deshalb haben wir gleich beim Hausbau nach Sandsteinen gesucht und damit Trockenmauern errichtet.

Es dauerte nicht allzu lange, und schon fühlten sich Zauneidechsen, Blindschleichen und Spitzmäuse in den zahlreichen Spalten und Kämmerchen wohl in ihrem Zuhause.

Auch zahlreiche Frösche und Kröten im und um den Teich herum gehören zu den tierischen  Bewohnern.

Aber Molche, das war bisher Fehlanzeige. Dabei waren die mir aus meiner Kindheit noch gut in Erinnerung. Auch habe ich in unserer Umgebung nie welche gesehen. Wohl schon Feuersalamander. Auch eine Unke war des Nachts aus dem Teich zu hören. Nur eben keine Molche.

Als ich im letzten Jahr die Trockenmauer reparieren musste, krabbelte zwar ein Wesen aus dem Steinschutt. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich ein so lange vermisster Molch sein sollte.

Nun habe ich Gewissheit: es ist ein Molch. Zwar noch klein. Aber das wird schon noch.  Und dann habe ich noch einen zweiten gerade heute in einer Pfütze gefunden. Das tröstet über das tote Exemplar hinweg, das ich beim Aufräumen im Heizungskeller gefunden habe. Wie es dahin kam, kann ich mir nicht erklären, denn anders als im Vorratskeller gibt es keine Möglichkeit über Kellerfenster einzuwandern.

Und ich weiß auch, dass es nur wenige Menschen gibt, die Blindschleichen anfassen: Aber es ist schon witzig, wenn meine bessere Hälfte mich in den Keller ruft, um im Frühjahr die Schlange in die freie Natur zu entlassen, die sich über Winter dort unten an den zahlreichen Insekten dick und rund gefressen hat und nicht mehr durch die dünnen Schlitze passt.

Ein Garten mit den unterschiedlichen Möglichkeiten, die Trockenmauern, Teich, Komposthaufen, Hecken und Obstbäume bieten, sind auch für wilde Tiere interessant. Und wenn dann noch Insektenschutzmittel, Herbizide und Fungizide weggelassen werden, hat der Gärtner noch viel mehr Freude dran. (bk)

Projekt „Gärten für die ArtenvielfaltJardiner pour la biodiversité“
Mit dem grenzüberschreitenden Projekt „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ soll die breite Öffentlichkeit im deutschen wie im französischen Teil des Biosphärenreservats für die Artenvielfalt im Alltag sensibilisiert und begeistert werden. So soll in den unbebauten Flächen von Städten und Dörfern ein ökologisches Handeln sanft und nachhaltig entwickelt werden. Das Projekt wird durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz sowie mit Mitteln aus dem Interreg V A-Projekt „NOE / NOAH“ gefördert.

Online-Vortrag am Sonntag, 17. Oktober, 18 Uhr
Eva Hofmann von der Gartenakademie RLP zeigt, worauf es ankommt, damit der Garten nicht nur schöne Pflanzen beherbergt, sondern auch von vielen Tieren bewohnt wird, deren Beobachtung Gärtnerinnen und Gärtnern Freude bereitet. Sie können grüne Oasen schaffen, die sich als Lebensraum für verschiedene Tiere eignen. Eva Hofmann stellt in ihrem Vortrag vor, welche Strukturen, Bearbeitungsweisen und Pflanzen den Garten besonders anziehend für Tiere machen. Die Teilnahme am Vortrag ist kostenlos. Um Anmeldung bis Freitag. 15. Oktober, 12 Uhr beim Biosphärenreservat Pfälzerwald unter m.mayer@pfaelzerwald.bv-pfalz.de wird gebeten. Im Anschluss wird ein Link zum Vortrag zur Verfügung gestellt.

SDG-Modellkommune Sippersfeld.
Zukunftswerkstatt Klimaschutz und Mobilität

An dem Biosphärenreservat-Projekt “Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz” beteiligen sich acht Modell-Kommunen: Pirmasens, Bad Bergzabern, Neustadt, VG Lambrecht, VG Maikammer, Sippersfeld, Kallstadt, Klingenmünster. Sie erarbeiten eigene Nachhaltigkeitsstrategien mit konkreten Aktionsplänen, die zu ihren jeweils individuellen Bedarfen und kommunalen Potentialen passen. Dabei orientieren sie sich an der Agenda 2030 mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG=Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen.
Bild: Beraten und Gestalten für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Ort. Hier die Sippersfelder Themengruppe „Klimaschutz und Mobilität“ bei der zweiten Zukunftswerkstatt. Foto: Biosphärenreservat

Lambrecht.Sippersfeld.16.7.2021/s.ofer/hi. „Man kann einfache, heimische Sträucher und Stauden pflanzen, die günstig sind und auch nicht aufwendig in der Pflege. Noch dazu blühen sie oft schön“, sagte Andreas Nickol. Er ist im Garten- und Landschaftsbau tätig und brachte sich aktiv bei der zweiten Zukunftswerkstatt in seiner Heimatgemeinde Sippersfeld ein.

Kulturlandschaft und Biodiversität
Das Handlungsfeld „Kulturlandschaft und Biodiversität“ betrifft mehrere der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die im Mittelpunkt des SDG-Projekts stehen.

Die Sippersfelder Gruppe entschied sich unter anderem dafür, die Maßnahmen „Erhalt der Kulturlandschaft: Streuobstwiesen erhalten und anlegen“ sowie „Mehr Grün im Dorf: kommunale Flächen ökologischer gestalten“ näher zu bearbeiten.

„Es könnte sich zum Beispiel eine Fläche bei der Schule eignen, die in eine blühende Blumenwiese verwandelt werden könnte; sie ist recht groß und wird kaum betreten, aber dennoch bisher oft gemäht“, weiß Patrick Deutschle, Bürger und Gemeinderatsmitglied.

Auch über andere Flächen hat die ortskundige Gruppe Interessierter und Neugieriger in der Zukunftswerkstatt beraten. So sehe man zum Beispiel hinter dem Neubaugebiet oder am Sägewerk ebenfalls Potenzial, gemeindeeigene Flächen naturfreundlicher umzugestalten.

„Besser ist es, einzelne Flächen beispielhaft ökologisch umzugestalten, so dass wir auf mehr Akzeptanz stoßen“, fügte Andreas Nickol an. Dem stimmte auch Bernd Kolb zu, der als interessierter Bürger dabei war. Er halte Akzeptanzförderung für sehr wichtig: „Es muss auch für Anwohner gut sein und erklärt werden, warum etwas jetzt wilder aussieht als vorher.“

Das SDG-Projekt im Biosphärenreservat Pfälzerwald
Projektträger ist das UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald, eine durch den Bezirksverband Pfalz getragene Einrichtung. Kooperationspartnerin auf Bundesebene ist die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Partner von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz sind das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, das Ministerium des Innern und für Sport und das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Sowohl die SKEW mit Mitteln des BMZ als auch die drei Landesministerien fördern das Projekt finanziell.
Mehr Informationen zum Projekt hier.