Wo die Elwetritsche ihr Nest hat

Es gibt wohl kaum ein zweites Wesen, um das sich so viele Geschichten, Erzählungen und Mythen ranken wie um das Pfälzer Wappentier. Richtig – die Elwetritsche. Scheu und schlau, so dass kaum jemand weiß, wie sie aussieht, obschon jedes Kind auf dem Dorf von klein auf lernt, wie sie zu fangen ist, mit Sack und Kerze und so. Dabei ist das alles kein Hexenwerk. Bei Waldemar Schimmel in Annweiler scharen sich die possierlichen Tierchen rund um sein Haus in Annweiler.
Bild: Waldemar Schimmel mit einer Auswahl seiner Elwetritsche-Kreationen. Foto: cmc-hi

Annweiler.25.7.2021/Robert Wilhelm/suewpress. Und wie es sich für eine echte Tritsche gehört, sieht keine aus wie die andere. Der kupferne Genpool ist da sehr experimentierfreudig. Und wer es versteht, für eine Tritsche oder ein anderes Objekt aus der Fabelwelt des Künstlers artgerecht zu sorgen, kann es sogar käuflich erwerben.

Bei Motivwahl flexibel
Denn Schimmel ist nicht nur auf Tritschen spezialisiert, sondern in seinen Motiven völlig frei. Welches Stück den sehr agilen Mann auch anlacht, der in wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag feiert, das nimmt er unter seine kreative Fittiche. Ein Gedankenblitz, eine Eingebung oder eine spontane Idee und schon geht’s los.

Sauerstoff, Lötdraht und Schweißgerät. Das Material? Kupfer. Ergebnis. Pfiffiger geht es kaum. Jedes Stück ein Unikat aus Kupferblech, Reste von der Baustelle. Womit jeder Schrotthändler sein Geld verdient, wird in den Händen von Schimmel zum Kunstobjekt.

Aus allem kann Schimmel etwas machen

Da entsteht aus alten Plattenstücken gleich eine ganze Armada, die auf dem Gartenhäuschen in See sticht, aus alten kupfernen Badöfen erschafft Schimmel ein kauziges Ehepaar oder aus einem alten Wurstkessel – passender Weise – eine Wutz. Grandios und eine Zierde für jedes Haus und jeden Garten. Die Motivfindung ist absolut spontan. „Da hatte ich das Buch von Wilhelm Busch in der Hand“, erzählt er. Wenige Tage später recken Max und Moritz ihre Kupfernase in die Annweilerer Luft. Oder. Kinder aus der Nachbarschaft wollten eine Maus von der Sendung mit der Maus. Gesagt getan. Strahlende Kinderaugen.

Bahn gebrochen hat sich die künstlerische Ader des gelernten Heizungsbauers und Sanitärfachmannes vor etwa 40 Jahren. Einfach so, berichtet Schimmel. Von seinen Baustellen nahm er die Kupferreste mit in seinen eigenen Betrieb in Kaiserslautern und lagerte sie dort. Und irgendwann hat es dann beim Betrachten Klick gemacht, erzählt er im Gespräch.

Verkaufen, um Platz für Neues zu schaffen
Hunderte von Objekten sind in all den Jahren entstanden. Einige davon hat er verkauft – auf Kunsthandwerkermärkten, Ausstellungen und Museen in der Region. Aber nicht des Geldes wegen, betont Schimmel. „Damit Platz für Neues ist.“

Platz war auch in seinem alten Haus in der Altenstraße, wo seine Frau Eleonore Hertweck fast 20 Jahre lang eine kleine Kunstgalerie im Nebenerwerb führte. Und obwohl sie die Galerie schon vor fünf Jahren aufgegeben hat, rufen noch immer Leute an und fragen nach den Objekten ihres Mannes, die neben Gemälden den Ausstellungsraum schmückten. Gerade dieser Tage wieder, erzählt die weitgereiste Frau, die an der Uni Landau arbeitet und die Organisation hinter dem Kupferkünstler in Händen hält.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von suewpress.de

Kontakt
Zwar arbeitet und erschafft Schimmel in der Regel sehr intuitiv, aber als gelernter und bodenständiger Handwerker hat er kein Problem damit, auch konkrete Auftragsarbeiten anzunehmen.
Interessenten sind nach Vereinbarung willkommen in der Gorgonzola-Straße 3, 76855 Annweiler.Telefon 06346/1324, E-Mail: eleonore.hertweck@web.de