Weingut Jülg sahnt erneut ab.
Meiningers Rotweinpreis geht in die Südpfalz.
Degustationsnotizen beim Rundgang

Erneut erklingen Lobeshymnen auf die Weinmacher in der Südpfalz. Diesmal auf das Weingut Jülg, das erst im April in den Verband der Präsdikatsweingüter aufstieg. Nun hat der renommierte Neustadter Weinverlag Meininger das Schweigener Weingut mit Preisen für seine Rotweine bedacht.
Bild: Glückliche Weinmacher im Weingut Jülg, Kellermeister Sören Söllner und Winzer Johannes Jülg. Foto: cmc-hi

Schweigen.13.10.2021/Susanne Geipert. In der Weinszene ist der Name Jülg schon länger ein Begriff für herausragende Weine. Im ehemaligen bayrischen Forstamtsgebäude in Schweigen, an der französischen Grenze, stellt die Familie Jülg in dritter Generation Weine her, die von sich reden machen. Namhafte Verkoster von Falstaff und Gault&Millau schreiben Lobeshymnen. Vor allem seit Johannes Jülg das Zepter vor wenigen Jahren von Vater Werner übernahm. Jülg Junior hat sich sieben Jahre lang in renommierten Betrieben in Deutschland sein Handwerk angeeignet. Unter anderem auch bei Weinmacher-Legende Klaus Peter Keller sowie im Burgund. Das trägt heute im wahrsten Sinne des Wortes Früchte.

Erst im April dieses Jahrs stieg das Weingut in den erlauchten Kreis der VDP-Prädikatsweingüter auf, wo man nicht eintreten kann, sondern „auserkoren“ wird durch herausragende Weinqualität und höchste Produktionsstandards. Jetzt erzielte das südpfälzer Weingut aus Schweigen bei Meiningers Rotweinpreis 2021 das beste Gesamtergebnis von knapp 300 deutschen Weingütern und wurde mit der „Kollektion des Jahres 2021“ ausgezeichnet.

Neben dem Sieg in der Kategorie I (Spätburgunder) sowie Kategorie II (Lagen-Spätburgunder) erzielten die beiden anderen Rotweine eine Bewertung von jeweils 94 Punkten.

Alle Weine gibt es bei der Jahrgangspräsentation „Grand Vintage“ am 1. Adventswochenende zu verkosten, so das Weingut.

Degustationsnotizen
Der ausgezeichnete Spätburgunder Sonnenberg „WB“ birgt gleich zwei Geheimnisse.  Eines steckt im Namen, das andere im Termin, ab wann er wohl zu haben ist. Doch dazu später.

Fachhändler Pinard de Picard, der den Wein vorab verkosten durfte, beschreibt den Wein wie folgt: „Dieser spontanvergorene, rund zwei Wochen lang eingemaischte Spätburgunder eine ungemeine Frische und sinnliche Fruchtausprägung. Dieser saftige und dunkelviolett im Glas liegende Wein duftet nach feinen Waldbeeren, auch etwas Brombeer und Heidelbeere, sowie einem Hauch Bleistift und Gewürznelke. Das Holz rahmt den Wein lediglich hauchfein, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Am Gaumen zeigt sich der Pfälzer von dies- und jenseits der Grenze mit feinem Kalkbiss. Die dunkle und reife Frucht wird hier regelrecht von der Kalkader reguliert, die den Wein eindrucksvoll durchzieht. Das verlangt nach großen bauchigen Gläsern und vertiefter Auseinandersetzung, wirkt aber gleichzeitig so hedonistisch, dass man sich auch einfach nur an einem enorm wertigen Rotwein erfreuen kann. Den Jülgs gelingt dieser Spagat wie wenigen anderen Betrieben.

Nach der Lektüre fragt man sich: wann gibt es ihn und was kostet dieser edle Tropfen? Wir lüften das erste Geheimnis mit einer guten Nachricht: bereits ab Dezember wird er in den Verkauf kommen. Der Spätburgunder könnte also an den Feiertagen zum Jahresausklang das Festessen verschönern. Zu Wild, gegrilltem Schweine- oder Rindfleisch oder winterlicher Gans. Auch Schmorgerichte mit Gemüse, wie Ratatouille oder Pilze, würden ihm gutstehen.  Preislich wird der gute Tropfen bei 30 Euro liegen. Wer ohne Kochen in den Genuss guter deutscher und französischer Küche kommen möchte, dem sei die Weinstube im Weingut empfohlen. Dort kann man natürlich alle Jülg-Weine zum Essen genießen.

Das zweite Geheimnis birgt der Spätburgunder Sonnenschein im Namenszusatz „WB“.  Klingt wie das Kürzel einer neuen Automarke. Oder Waschprogramm. In Wirklichkeit verbirgt sich dahinter eine Parzelle namens Wormberg. Was so viel bedeutet wie Warmberg. Da diese zu 100 Prozent  in Frankreich liegt, verbietet das deutsche Weingesetz, den Namen auszuschreiben, denn die Fläche gehört nicht zu Deutschland, verrät uns Maria Kiefer, die im Weingut arbeitet. Johannes Jülgs Großvater Oskar, Gründer des Weingutes und nach dem der zweite Siegerwein benannt ist, hatte daher bei Weinbergsarbeiten früher immer seinen Paß dabei. Denn rund 50 Prozent der Rebflächen der Jülgs liegen in Frankreich.

Dazu Werner Jülg: „Hier in der Grenzregion leben wir die deutsch-französische Kultur. Durch die Historie Schweigens besitzen wir Weinberge in beiden Ländern. Der besondere Kalkanteil im Boden bietet Nährstoff für großartige Burgunder, welche sich im internationalen Vergleich nicht verstecken müssen“. Und Johannes ergänzt: „Schweigen ist Heimat für Burgunder. Ob Rot oder Weiß. Das zeigen besonders unsere VdP-Ortsweine“.

Und noch ein Geheimnis, das eigentlich keins ist, sei verraten: auch die Ortsweine wie Scheurebe und Sauvignon Blanc, schmecken hervorragend und haben mit 8 bis 10 Euro pro Flasche ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.

Auf jeden Fall lohnt ein herbstlicher Besuch im Weingut Jülg, es gibt viel zu entdecken. Weitere Infos rund um das Thema Wein gibt es beim Aroma-Labor Südpfalz. Hier findet man auch die nächsten Termine für Online-Weinseminar.