Freiwillige Feuerwehren im Katastrophenfall.

Nicht erst die Corona-Pandemie und die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben gezeigt: Dem Katastrophenschutz kommt eine immer größere Bedeutung zu. Um ihre Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft angemessen schützen zu können, sind die Kommunen auf eine gute finanzielle Ausstattung angewiesen. Darüber sind sich Michael Mätzig, Geschäftsführender Direktor des rheinland-pfälzischen Städtetags, und Thomas Hirsch, Oberbürgermeister der Stadt Landau und stellvertretender Städtetagsvorsitzender, einig.
Bild: OB Thomas Hirsch, Städtetagsgeschäftsführer Michael Mätzig und Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Dirk Hargesheimer beim Vor-Ort-Austausch in der Landauer Feuerwache. Foto: LD

Landau.12.8.2021/ld/hi. Bei einem Besuch des Städtetagsgeschäftsführers, Michael Mätzig, in der Landauer Feuerwache, ging es nicht nur um die Rolle der freiwilligen Feuerwehren im Katastrophenfall. Die Ausstattung der Feuerwehren im Land und die Hochwasserhilfen für das Ahrtal waren ebenfalls Themen im Gespräch mit OB Hirsch und Dirk Hargesheimer.

Die Kommunen können die immensen Schäden der Flutkatastrophe nicht alleine tragen.
„Als kommunaler Spitzenverband begrüßen wir die von Land und Bund angekündigten Soforthilfen und Wiederaufbauprogramme für die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete sehr“, machte Städtetagsgeschäftsführer Mätzig deutlich. „Denn klar ist, dass die Kommunen die immensen Schäden und die damit verbundenen Kosten nicht alleine werden tragen können. Die Region im Norden unseres Landes braucht langfristige und unbürokratische Unterstützung. Gleichzeitig müssen wir aus dem Geschehenen unsere Lehren für einen bestmöglichen Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall ziehen. Gerade mit Blick auf die zunehmenden Herausforderungen durch die Folgen des Klimawandels“, so Mätzig.

Landau baut Sirenennetz auf
Bereits vor der Flutkatastrophe im Ahrtal hat Landau damit angefangen, ein umfangreiches Hochwasserschutzkonzept zu erstellen. Spezielle Hochwasserpumpensets für die städtische Feuerwehr werden angeschafft. Ein neues, modernes Sirenennetz ist im Aufbau. In Dammheim und Wollmesheim haben die Arbeiten dazu bereits begonnen. Bis zum Jahresende soll das Netz aus 15 topmodernen Sirenen zur Warnung der Bevölkerung stehen. Landau sei hier vorbildlich, meinte dazu Michael Mätzig. Im Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort sei aber auch deutlich geworden, dass der Brand- und Katastrophenschutz besser von Land und Bund gefördert werden müsse.

Katastrophen sind nicht planbar.
„Wer weiß, was morgen kommen kann. Katastrophen sind nicht planbar“, ergänzte OB Hirsch, „das zeigen so unterschiedliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie, Waldbrände, Starkregen-Ereignisse und Hochwasser-Katastrophen. Daher müssen wir uns im Katastrophenschutz breiter aufstellen, weitere Ressourcen schaffen und größere Wertschätzung für diese Aufgabe entwickeln. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit, mehr Mittel und mehr Personal“.
Eine Sorge des Landauer Oberbürgermeisters: „Aktuell ruht vieles im Katastrophenschutz auf den Schultern von ehrenamtlichen Kräften. Insbesondere bei den freiwilligen Feuerwehren. Aber auch bei THW, DLRG und DRK. Die Frage ist: Wie lange halten diese Ehrenamtlichen angesichts der immer größer werdenden Herausforderungen noch durch?“

retten, löschen, bergen, schützen
Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Dirk Hargesheimer führte die Gäste durch die Feuerwache. Dabei berichtete er über “retten, löschen, bergen, schützen” in Zeiten von Corona.

Im vergangenen Jahr kam es zu 357 Einsätzen. Und im laufenden Jahr sind bislang bereits mehr als 230 Einsätze erfolgt. Das alleine ist ohnehin schon eine erhebliche Belastung für die Männer und Frauen. Daneben mussten die rund 230 aktiven Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Landau unter anderem noch Hygienekonzepte erstellen, das kameradschaftliche Miteinander zurückfahren und den Übungsdienst zum Großteil auf digitale Formate umstellen.

Und obendrauf noch Katastrophenschutz
„Quasi obendrauf kam und kommt dann noch die Unterstützung des gemeinsamen Katastrophenschutzstabs Landau/SÜW in der Corona-Krise. Und, ganz aktuell, die Hilfe in den Hochwassergebieten im Norden unseres Landes“, erläuterte Hargesheimer, der selbst zur Führungsunterstützung im Ahrtal im Einsatz war.

25.000 Stunden ehrenamtlicher Dienst in den Hochwassergebieten
Insgesamt leisteten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes aus Landau und SÜW in den Hochwassergebieten mehr als 25.000 Stunden ehrenamtlichen Dienst.

Auch zurzeit sind wieder Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Landau im Ahrtal vor Ort: “Es geht dort jetzt darum, den Grundschutz für die Bevölkerung sicherzustellen. Für den Brandfall oder bei anderen Notlagen.

Die Kommunen brauchen mehr Unterstützung und mehr Kooperationen
Die Kommunen bräuchten bei der Aufgabe des Brand- und Katastrophenschutzes mehr Unterstützung, machte der OB deutlich. Klamme Kommunal-Haushalte, der Wettbewerb von Kommunen und Privatwirtschaft um geeignete Fachkräfte, fehlende Ausbildungskapazitäten beim Brand- und Katastrophenschutz und die verbesserungsbedürftige Anerkennung des Ehrenamts. Das alles zusammen dürfe nicht zu einer Krise für die Kräfte werden, die bereit seien, für andere in der Krise einzustehen: OB Hirsch: „Wir brauchen auch mehr Kooperationen, eine gleiche Einsatzsprache und mehr strukturelle Förderung“.