Geplante Ölbohrung in der Südpfalz.
Widerstand in der Bevölkerung wächst.
Bürgerinitiative „Kein Öl aus Offenbach“ erhält Zulauf

Der Widerstand in der Bevölkerung wächst gegen die geplante Ölbohrung, die von einem Feld zwischen Offenbach und Herxheim unter das Ortsgebiet Offenbach erfolgen soll. Es geht darum, das Bohrvorhaben der Firma Neptune Energy zu verhindern, damit keine industrielle Erdölförderanlage in der Südpfalz entsteht.

Herxheim.Offenbach.SÜW.29.5.2021/hi. Bereits am 22. März hat die BI „Kein Öl aus Offenbach e.V.“ geschrieben: „Auch der Verbandsgemeinderat Bellheim hat sich mit einer Resolution gegen die geplante Erdölerkundungsbohrung der Firma Neptune Energy in der Gemarkung Offenbach positioniert. Somit sind es mit Offenbach und Herxheim nun schon drei Verbandsgemeinden, die öffentlich ihren Widerstand bekunden“.

Das kümmert offenbar die Mainzer Landesregierung nicht, denn das FDP-geführte Verkehrs- und Wirtschaftsministerium hat grünes Licht für die Probebohrung nach Öl gegeben. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung hält man für überflüssig.

Und die Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) will sich nicht einmischen, denn die Zuständigkeit liege bei der FDP-Ministerin Daniela Schmitt.

Umweltkatastrophe im Jahr 2019. Emlichheim ist ein Menetekel
Mangelnde geochemische Kenntnis, Ignoranz, Fehleinschätzungen sowie das systematische Verweigern dringend erforderlicher Umweltverträglichkeitsprüfungen durch die zuständigen Landesämter für Geologie und Bergbau, führen bundesweit zu gravierenden Schäden an Umwelt und Natur.

Die zuständigen Behörden überlassen die nötigen Kontrollen bzw. das Einhalten wichtiger Gesetze und Reglements den Betreibern selbst. Sie prüfen nicht. Nach einer der grössten Umweltkatastrophen im Jahr 2019 in Emlichheim, denkt das dort zuständige Amt zögerlich über einen „Bohrloch Tüv“ nach. Quelle: NDR

Stellungnahme der Grünen im Kreis SÜW
Nun haben sich erneut die Grünen mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt.

Wie bereits in den Jahren 2019 und 2020 wendet sich der Kreisvorstand der SÜW-Grünen in einer Stellungnahme vom 29. Mai erneut gegen das Bohrvorhaben: „Ölbohrungen in der Südpfalz dürfen – wie auch in anderen Regionen Deutschlands – nicht genehmigt werden“.

Wer Klimaschutz ernst nehme und CO2-Neutralität in den kommenden 25 Jahren anstrebe, dürfe nicht neue Ölbohrungen planen und damit auf verstärkte Nutzung fossiler Energieträger bauen, schreiben die Grünen Vorstandssprecher Peter Kallusek, Hans-Peter Klein, Torsten Materna und die Vorstandssprecherin Dörte Bernhardt.

Es müsse vielmehr alles daran gesetzt werden, den erforderlichen Energiebedarf ausschließlich mit Erneuerbaren Energien, wozu Wind, Wasser und Sonne zählen, zu decken. Die Grünen fordern erneut ein schnelles und konsequentes Umdenken.

„Wer nicht ausschließlich auf den Ausbau Erneuerbarer Energien setzt und zugleich ein gewaltiges Energiesparprogramm auflegt, verspielt die Chance, unsere Erde vor einem Klimakollaps und viele Länder vor Überschwemmungen und auch Dürrekatastrophen zu bewahren“.

Der Vorstand der SÜW-Grünen unterstützt die Bürgerinitiative gegen Erdölbohrungen in Offenbach uneingeschränkt und will dafür zu kämpfen, dass kein Ölförderturm gestellt wird

Insbesondere müsse durch eine Umweltverträglichkeitsprüfung mögliche Grundwasserbelastungen untersucht werden. Und zwar vor Beginn von Bohrungen.

Das Bergrecht sei nicht mehr zeitgemäß. Da es nur im deutschen Bundestag geändert werden kann, fordern die Grünen einen „sofortigen parteiübergreifenden Ansatz zur Änderung“. Dazu Peter Kallusek: „„Auch wenn nach Bergrecht Ölbohrungen jetzt noch rechtmäßig sind, sind sie aus moralischer und ökologischer Sicht nicht legitim“.

Eine von großen Teilen der Bevölkerung getragene Bewegung müsse ins Leben gerufen werden, die Planungen und Förderungen von fossilen Energieträgern, wie  Öl und Kohle, schon im Ansatz unmöglich macht. Dabei müsste das Mittel des Zivilen Ungehorsams bewusst eingesetzt werden. Als Teil einer gewaltfreien Widerstandsplanung.

Man wolle alle Parteien zusammenbringen, um sich „schnell und unbürokratisch darauf zu verpflichten, keine Projekte mehr mit fossilen Energieträgern zu unterstützen“.

Statt dessen sollten Photovoltaikflächen und Windkraft in der Region verstärkt ausgebaut werden. Energiesparmaßnahmen im gewerblichen, öffentlichen und privaten Bereich müssten konsequent umgesetzt werden. Eine weitere Forderung in der Stellungnahme der SÜW-Grünen ist, den Umweltverbänden ein Einspruchsrecht einzuräumen. Bei Anlagen, die hohe CO2-Emmissionen bei Erstellung und Produktion ausweisen.

Hintergrund
Aufgrund seismologischer Messungen wird unter Offenbach ein Erdölvorkommen vermutet. Nachdem das Oberlandesgericht den Verkauf eines 20.000 Quadratmeter großen Ackers von der katholischen Kirche an die Firma Neptune Energy zirka 1,5 Kilometer südlich von Offenbach abgesegnet hat, steht dem Bau einer industriellen Ölförderanlage nicht mehr viel im Weg.

Von dieser Anlage aus soll eine Erkundungsbohrung in 2000 bis 3000 Meter Tiefe horizontal unter das Ortsgebiet von Offenbach erfolgen. Aufgrund eines (laut BI veralteten) Bergrechts hat die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden keinen Einfluss mehr auf das Ausmaß der Ölförderung und die Folgen auf Mensch und Natur.

Man befürchtet eine Absenkung des Grundwasserspiegels, die Gefahr der Grundwasserverschmutzung, eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung in Folge von Luft-und Bodenverschmutzung durch Quecksilber, Benzol, radioaktive Stoffe, frei gesetzt beim Abfackeln von mitgeförderten Gasen, eine Versiegelung landwirtschaftlich genutzter Flächen, Erdabsenkungen und nicht zuletzt eine hohe Verkehrsbelastung in und um Offenbach, Herxheim und Insheim durch Baustellenverkehr und Abtransport des geförderten Öls.

Quelle: PFALZ-EXPRESS v. 7.10.2020