Kreistag SÜW verabschiedet Resolution für Radweg.
Entlang L545 Steinfeld – Scheibenhardt
Warum einige Kreis-Grüne dagegen sind.

Die Forderung nach dem Bau eines Radweges zwischen Steinfeld und Scheibenhardt fand breite Unterstützung. Drei Grüne waren hingegen anderer Meinung.
Der Kreistag hat damit seinen Willen formuliert, dass die L 545 durch den Bienwald um einen straßenbegleitenden Radweg ergänzt werden solle. Die Straße gehört dem Land, das die Kosten für den Bau übernehmen würde. Es besteht zudem Baurecht. Doch zur Zeit klagen Umweltschutzverbände gegen das Vorhaben.
Bild: adfc. Quelle: Google Map

SÜW.Essingen.23.6.2021/KV/hi. Der Landkreis SÜW unterstützt das Land Rheinland-Pfalz in der zügigen baulichen Umsetzung des Radweges entlang der L 545 von Steinfeld über Bienwaldmühle nach Scheibenhardt. In seiner Resolution an das Verkehrsministerium fordert der Kreistag die klageführenden Umweltverbände auf, ihre Klagen zurückzuziehen.

Das wesentliche Argument ist die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, die diesen Streckenabschnitt nutzen. „Nur durch einen baulich von der Straße getrennten Rad- und Fußgängerweg kann die Verkehrssicherheit optimal gewährleistet werden“, so Landrat Dietmar Seefeldt.

Für die CDU sprach Helmut Breuner von „gefährlichem Verkehr“ auf der schmalen Straße. Sowohl für die

Radfahrer, angefahren zu werden, als auch für die Autofahrer, die aufpassen müssten, niemanden anzufahren. Eine Radtour, gerade mit Kindern, solle „Vergnügen bereiten und nicht zum Abenteuer werden“. Für die SPD appellierte Hermann Bohrer an die Umweltschutzverbände, ihre Klage zurückzuziehen. Wegen des bestehenden Baurechts werde sicherlich rasch mit dem Bau begonnen werden können.

Den Kreistagsmitgliedern ist durchaus bewusst, dass mit dem Bau des Radweges neben der sehr schmalen Landesstraße ein Eingriff in Natur und Landschaft einhergeht.

Dazu Landrat Seefeldt: „Es geht darum, eine Verbindung für den Radverkehr zu schaffen, die ganzjährig und sicher zu befahren ist. Die Menschen, die beispielsweise im Ortsteil Bienwaldmühle leben und arbeiten, haben durchaus auch einen Anspruch, sicher mit dem Fahrrad von ihrem Ortsteil nach Steinfeld oder Scheibenhardt oder in andere Orte zu gelangen“. Deshalb sei eine von der Straße unabhängige Führung des Radverkehrs über Forstwirtschaftswege keine adäquate Lösung. Bei witterungsbedingter oder durch die Forstbewirtschaftung verursachter Unbefahrbarkeit der Waldwege müssten die Radfahrer wieder auf die Straße ausweichen.

In der Kreistagsresolution heißt es dazu: „Sollte das Land Rheinland-Pfalz eine Möglichkeit sehen, diese Argumente hinsichtlich des Streckenverlaufs von Steinfeld nach Bienwaldmühle im Rahmen eines Kompromisses noch zu berücksichtigen, darf dies auf keinen Fall zu einer weiteren Verzögerung führen und muss die Belange der betroffenen Bürgerinnen und Bürger der drei Gemeinden Steinfeld, Kapsweyer und Schweighofen beachten, insbesondere darf dies nicht zu einem qualitativ schlechteren Ausbau führen“.

Nicht zuletzt sollte bei der Bewertung des Projektes auch berücksichtigt werden, dass der Radweg im Rahmen des Beteiligungsprozesses zum Naturschutzgroßprojekt Bienwald von den Gemeinden und den Einwohnern eingefordert wurde. Diesen Wunsch will der Kreistag unterstützen.

Warum die Grünen sich nicht einig sind
Die Grüne Sabine Trommershäuser-Gsottschneider  kündigte schon vor Eintritt in die Diskussion an, dass ihre Fraktion nicht einheitlich abstimmen werde. Das rief Helmut Geißer (FWG) auf den Plan: „Die Grünen sind vorne für den Bau und der Teil hinten dagegen.“

Südpfalz aktuell hat nachgefragt, warum eine Minderheit der sieben Fraktionsmitglieder der Resolution nicht zugestimmt hat.

Bestehende Forstwege als Radwege
„Beim Bienwald-Radweg schlagen zwei Herzen in unserer grünen Brust“, kommentiert die Fraktionsvorsitzende Sabine Trommershäuser den, wie sie sagt, sehr intensiven Diskussionsprozess innerhalb der Kreis-Grünen. Für den Bau des rund 10 km langen Radwegs neben der Landstraße, der 4,5 Mio Euro koste, müssten immerhin 5 – 10 Hektar Bäume gefällt werden oder seien dann durch Windbruch gefährdet. Eine rund fünf bis zehn Fußballfelder große Waldfläche. Und das in Zeiten des Klimawandels.

„Ein Fahrradweg über die bestehenden Trassenwege im Wald wäre eine Alternative, die den Sicherheitsaspekten gut Rechnung trägt“.

Fraktionskollege Peter Sturm, der für die Resolution gestimmt hatte, ist hingegen prinzipiell für straßenbegleitende Radwege. Waldwege seien dafür nicht gebaut. Außerdem gebe es im vorliegenden Fall Brachflächen, die als Ausgleichsflächen für eine Aufforstung zur Verfügung stünden und genutzt werden sollten.

adfc: Straßenbegleitender Bienwald-Radweg zweitbeste Lösung
In den vorangegangen vehement geführten Diskussionen hatte sich der adfc für die Umwidmung einer bestehenden Kreisstraße in eine reine Fahrradstraße eingesetzt. Autos sollen darauf nicht mehr zugelassen sein. Michael Schindler, Kreisvorsitzender des adfc zur Resolution des Kreistags: „Aus Sicht der Verbesserung des Radverkehrsnetzes im Bienwald ist die Variante des beschlossenen straßenbegleitenden Zwei-Richtungs-Radwegs entlang der L 545 die zweitbeste Lösung. Die beste wäre der Vorschlag des adfc Germersheim einer Fahrradstraße auf der L545 bzw. auf der K23 gewesen, weil dadurch das Radnetz optimal ausgebaut würde und gleichzeitig weder ein Baum gefällt noch CO2-relevante Ressourcen (Baumaschinen, Asphalt) beansprucht werden müssten. Die ADFC-Variante wäre ein weithin sichtbarer Schritt in Richtung der klimafreundlichen Verkehrswende gewesen“, erinnert Schindler an das kürzlich erstellte Besucherlenkungskonzept Bienwald.

Vision: Die Landesstraße L545 als als weitestehende autofreie Fahrradstraße.
Bild: adfc GER / Johannes Meichßner.

Besucherlenkungskonzept Bienwald
Auf Grundlage des Pflege- und Entwicklungsplans des Naturschutzgroßprojekts Bienwald wurde in Kooperation zwischen dem Landkreis Germersheim und dem Projekt „Starke Kommune – starkes Land“ in Abstimmung mit den betroffenen Verbandsgemeinden, dem Naturschutzgroßprojekt Bienwald, dem Forstamt Bienwald und den betroffenen Ortsgemeinden ein Besucherlenkungskonzept erarbeitet mit dem Ziel, bestehende Rad- und Wanderwege zu bündeln und nach den Richtlinien des Landes Rheinland-Pfalz zu beschildern.  Insgesamt sollen 210 km Wanderwegenetz sowie 150 km Radwegenetz ausgeschildert oder markiert werden.