Erhöhung der Energiepreise bei Stadtwerken?
suepress.de hat in Bad Bergzabern nachgefragt

Die Energiepreise gehen zurzeit durch die Decke. Ob an der Zapfsäule, beim Gaszähler oder auf der Stromuhr. Seit einigen Tagen tritt vor dieser Entwicklung in den Medien sogar das politische Regierungsbildungs-Feilschen hinter verschlossenen Türen in die zweite Reihe. Unsere Partner-Redaktion suewpress.de hat sich bei den Stadtwerken BZA kundig gemacht, was auf die Verbraucher zu kommt. Ob die Strompreise für deren Kunden demnächst angehoben werden, sei noch gar nicht raus, hat Redakteur Robert Wilhelm dabei herausgefunden.
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Bad Bergzabern.13.10.2021/Robert Wilhelm. Mit gespannter Gelassenheit betrachtet Christian Müller das, „was da gerade abgeht“. Denn ob der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Bergzabern gezwungen sein wird, demnächst die Strompreise für seine Kunden anzuheben, ist noch gar nicht raus. Gleichsam blickt er schon mit Sorge auf die Ärmeren in der Gesellschaft und die Unternehmen, die sehr bald durchaus in ihrer Existenz bedroht sein könnten.

Eine zwiespältige Aussicht?
Ja und nein. Denn es ist kompliziert. Kompliziert deshalb, weil sich der Strom-Einkaufspreis für die Stadtwerke BZA wie für jeden anderen Versorger seit Juni in etwa verdreifacht hat. Von dortmals rund 5 auf derzeit 15 Cent die Kilowattstunde. Und da fängt es schon an. Die Strom- oder auch Gaspreise haben sich jedoch “lediglich” um rund 25 bis 30 Prozent erhöht, wie das die Internet-Vergleichsportale Verivox oder Check 24 listen.

Strom selbst kleinster Posten bei seinem Endpreis
Wie das? Kostet der Strom 5 Cent pro Kwh im Einkauf, muss der Verbraucher zurzeit 30 Cent bezahlen. Für was also die restlichen 25 Cent? EEG-Umlage (Gebühr für die Finanzierung zur Erzeugung erneuerbarer Energie), Netzentgelte, sonstige Umlagen und auf alles noch die Mehrwerststeuer von 19 Prozent.

EEG-Umlage entscheidender Faktor
Bei dieser Berechnung wirtschaften die Stadtwerke mit einer operativen Marge von 5 bis 7 Cent, mit der sie den Betrieb und das Personal finanzieren. Steigt, wie aktuell, der Einkaufspreis um bis zu 10 Cent pro Kwh bleibt von der Marge fast nichts übrig. Aber. Die EEG-Umlage soll demnächst vom Staat gesenkt werden. Das könnten im günstigen Fall 3 bis 4 Cent sein. Das entscheide sich in zwei bis drei Wochen. Dann entscheide sich folglich auch „ob wir den Strompreis überhaupt erhöhen müssen“, sagt Müller im Gespräch mit der suewpress-Redaktion. Und verweist nicht ohne Stolz darauf, dass die Stadtwerke BZA zurzeit die billigsten Stromanbieter in der Region seien, laut Check 24.

Strukturiertes Einkaufen von Strom
Das bedeutet: Die Stadtwerke sichern sich auf einen Zeitraum von 3 Jahren monatsweise zum aktuellen Marktpreis eine kleine Menge Strom. Immer 3 Prozent des eigenen Absatzes werden so kontinuierlich preislich gesichert. Das heißt, dass die Werke trotz des Anstieges von 5 auf derzeit 15 Cent die Kwh dem Verbraucher weiterhin nur mit 5 Cent in Rechnung stellen. Vorerst.

Kurzfristige Anstiege wie zurzeit können so über die Zeit hinweg abgefangen werden. Hält die Hochpreisphase allerdings an, wird sich das in etwa 2 Jahren auf den Verbraucher durchschlagen, prognostiziert Müller. Denn die Stadtwerke kauften ja jetzt in kleinen Mengen eben auch den teuren Strom ein. Und das wird zu erheblichen Problemen führen, wenn das irgendwann weitergegeben werden müsse.

Politik muss sozialen Ausgleich schaffen
Leiden werden finanziell schwach ausgestattete Haushalte und energieintensive Unternehmen. Müller rechnet vor: Bleibt der Stromeinkauf dauerhaft bei 15 Cent, steigt die Kwh von derzeit 30 auf 40 bis 45 Cent. Das sind bei einem Durchschnittsverbrauch von 3.000 bis 3.500 Kwh pro Haushalt Mehrausgaben von rund 350 Euro pro Jahr, nur für Strom. Dazu kämen ja noch Gas/Öl, Benzin, Lebensmittelpreise und, und, und.

„Das kann sich jemand mit Hartz IV nicht mehr leisten. Da muss es einen sozialen Ausgleich geben“, fordert der Chef der Stadtwerke, „anders geht das nicht. Aber das muss die Politik bestimmen.“ (rw)