Die Klimakrise fordert ein Umdenken.
Moratorium für Fernstraßenbau gefordert.
B10-Ausbaugegner geben nicht auf.

Rund 800 Radler waren am Samstagnachmittag auf der gesperrten B10 unterwegs. Von Landau nach Annweiler. Die B10 war zwischen 16 und 18 Uhr vollständig gesperrt. Die Aktionsgruppe Klima & Umweltschutz hatte zur Teilnahme am bundesweiten Aktionswochenende „Wald statt Asphalt“ aufgerufen. Kurz vor 18 Uhr war im Annweiler Trifels Stadion die Schlusskundgebung. Dort sprach unter anderem Walter Herzog zum umstrittenen Thema eines vierspurigen Ausbaus der B10. Bild: Radler-Demo auf der gesperrten B10. cmc-hi

Annweiler/SÜW.7.6.2021/hi. Von den Organisatoren waren 500 Demonstranten bei der zuständigen Ordnungsbehörde angemeldet worden. Rund 800 Radler fuhren dann auf der voll gesperrten B10 von Landau nach Annweiler und nahmen an der Schlusskundgebung im Trifels Stadion teil.

Hauptredner auf der Schlusskundgebung war Walter Herzog, Vorsitzender der BI Queichtal, die seit vielen Jahren unnachgiebig gegen den vierspurigen Ausbau der B10 kämpft. Wir geben auszugsweise einige Passagen aus der Ansprache von Walter Herzog wieder.

Wir stellen heute die Weichen für die Zukunft
Seit Jahrzehnten warnt uns die Wissenschaft vor den verheerenden Konsequenzen unseres immer stärker global ausgerichtetem Handelns und der hemmungslosen Ausbeutung der Ressourcen.

Wir wissen auch, dass unser nach diesen ungehemmten Regeln aufgebauter Wohlstand auf dem Rücken unsere Enkel und Enkelinnen beruht. Und vor allem auf dem Rücken der Menschen in den unterentwickelten Ländern.

Möchten alle so leben, wie wir heute leben, bräuchten wir ein Vielfaches unserer Erde. Die gibt es aber nur einmal.

Unser Handeln heute prägt entscheidend die Umwelt und die Welt von Morgen.
Handeln wir heute nicht, so wird das Recht unserer Kinder und Enkel, in einer Welt zu leben, die sozial gerecht, noch naturintakt und friedlich ist, mit Füßen getreten.

Wir müssen heute die Verkehrswende einleiten. Beispiel B10-Ausbau.
Wir müssen heute alles tun, damit Mobilität nicht ein Vorrecht der Reichen wird. Am Beispiel des geplanten autobahnähnlichen 4-streifigen Ausbaus der B10 durch das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen wird deutlich, wie dringend die Verkehrswende ist.

Sind wir heute noch bereit, für künftige 5 Minuten Zeitersparnis auf der B10-Fahrstrecke von Pirmasens nach Landau ganze Täler zuzuschütten und unter Asphalt und Beton verschwinden zu lassen? Ganze Berge zu versetzen, Hänge zu zerschneiden und im Unmaß Ressourcen zu verbrauchen, zu verbauen und unwiederbringlich zu opfern?

Lassen wir es  zu, das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen mit einer fast 30 Meter breiten Autobahntrasse von Landau bis Pirmasens in West-Ostrichtung zu zerschneiden und damit den Status des Reservates zu opfern?

Wollen wir, dass weiterhin Ortschaften verlärmt und Menschen dadurch in ihrer Gesundheit geschädigt werden?

Sind wir weiterhin bereit, bis zu 1 Milliarde Euro auszugeben, um einen zusätzlichen Basis-Tunnel zu bauen und die Landschaften in Beton zu ertrinken? Im Wissen darüber, dass wir damit notwendiges Kapital der Finanzierung einer sozialen und klimagerechten Verkehrswende entziehen?

Und das alles nur, damit künftig noch mehr LKW als heute schon im im europäischen Schwerlast-Transitverkehr von Rotterdam nach Budapest durch das Biosphärenreservat geschleust werden können.

Als ginge sie das alles nichts an, prügelt die Landespolitik diese B10-Autobahn mitten durch den Pfälzerwald. Als gäbe es kein Morgen mehr.

Schluss damit. Kein Weiter-so.
Die Bundesstraße B10 ist genug ausgebaut. Einige Gefahrenpunkte müssen noch beseitigt werden durch straßenbauliche Verbesserungen. Aber dann müssen die verfügbaren Gelder in eine sozial und umweltgerechte Mobilität umgeleitet werden.

Optimismus und gute Laune
„Die Aktion hat Aufsehen erregt. Dass so viele junge Leute und auch Ältere zur Demonstration gekommen sind, stimmt optimistisch und gibt Hoffnung, dass sich immer mehr Menschen der dringenden Notwendigkeit einer Verkehrswende bewusst werden“, zog Walter Herzog sein persönliches Fazit nach Abschluss der Veranstaltung, „sie haben in guter Laune mit ihren frischen, kreativen Ideen auf teilweise originelle Art ihre Meinung zum Ausdruck gebracht: Ein Weiter-so darf es nicht geben“.

Galerie
Viele Teilnehmer haben mit teilweise originellen und kreativen Einfällen Flagge gezeigt. Optimismus und gute Laute prägten die Stimmung in der Hoffnung auf eine Verkehrswende und mehr Klimaschutz.