Weinerlebnis-Tage 2021 in Landau. Wie Trüffel suchen, nur besser.
Degustationsnotizen beim Rundgang

Nach anderthalb Jahren endlich wieder ein größeres Weinevent in der Südpfalz. Rund 80 Winzer und etwa 2.000 Besucher hatten dem zweitägigen Event in Landau entgegen gefiebert, um etliche der 500 Weine zu probieren. Diesmal fanden die Weinerlebnis-Tage wegen Corona nicht wie üblich im alten Kaufhaus und Frank-Löbschen Haus statt, sondern an sechs verschiedenen Locations. Alle fußläufig von der Innenstadt gut erreichbar.
Foto: Geipert

Landau.25.7.2021/Susanne Geipert.  Auch der Termin wich von der üblichen Zeit im Juni ab und fiel genau in die Ferienzeit. Damit vielleicht die letzte Chance für die Weinbauer, vor der arbeitsintensiven Weinlese ein wenig auszuspannen. Etliche angestammte Weingüter waren somit nicht vertreten. Neue kamen auch aufgrund des höheren Platzangebotes hinzu. Für die Weinfreund ergab das eine interessante Melange aus altbekannten Gesichtern und neuen Begegnungen.

Für BacchusWelt eine gute Gelegenheit, viele neue Weine zu entdecken. Fast wie bei der Trüffelsuche.

Degustations-Notizen
Eine echte Rarität ist ein Müller-Thurgau aus Billigheim vom Weingut Schneiderfritz. Entgegen der üblichen Ausbauart in Literflaschen als guter Schorlewein hier einmal als sogenannte „Reserve“ aus dem Barrique (getrocknete Blüten, nussig, sehr fein, 12,50 €).

In Rot kommt eine weitere Besonderheit für Liebhaber italienischer Rebsorten daher. Ein Dolcetto vom Weingut Dollt aus Flemlingen (Amarena-Kirsche, Marzipan, frische Pflaumen 24 €). Sonst im norditalienischen Piemont zuhause. Ein Hauch von Urlaub im Glas.

Auch das ein oder andere hervorragende Tröpfchen für kleineres Geld war zu finden. Beispielsweise der 2018er Spätburgunder trocken im Holzfass gereift vom Weingut Kernlinghof aus Nußdorf (Kirsche, Brombeere, saftig und zugleich samtige Tannine, 5,90 €).

Wer auf internationalen Rebsorten und Cuvée steht, dem sei noch der 2018er MC (Merlot und Cabernet Sauvignon, schwarze Johannisbeere, frische angenehme Säure und trinkig, 6,90 €) vom Weingut Heintz aus Minfeld empfohlen.

Österreichische Rebsorten wie Grünen Veltliner und Blaufränkisch bekommt man im Weingut Martinshof in Steinfeld an der Grenze zum Elsass ins Glas. Der 2019er Blaufränkisch überzeugt auf Anhieb (rote und schwarze Beeren, Kräuter, Tabak, feines Tannin, 9,50 €).

Manche Winzer haben mittlerweile den Generationenwechsel eingeläutet. Deutlich sichtbar im modernen Marketing und dem Auftritt des Weingutes. Wie etwa bei Bruno Leiner aus Wollmesheim. Im peppigen Look kommen jetzt die Weinetiketten daher. Ohne deren Herkunft aus dem alteingesessenen Familienbetrieb zu leugnen. Auch ist mittlerweile die Umstellung auf Biobetrieb nach EU-Richtlinien erfolgt. Die Weine werden in 3 Qualitätsstufen ausgebaut.

Das große Weinangebot von Bruno Leiner lässt sich schwerlich in knappen Degustations-Notizen zusammenfassen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall ein Besuch beim Weingut mit Verkostung vor Ort. Besonders schmackhaft: der Kerner halbtrocken (elegant, saftig mit feiner Frucht, 1 l für 5,20 €) sowie der Sauvignon Blanc Fumé trocken (elegant, vielschichtig, Ausbau im 500 l Fass, 15 €).

Das neue Format der Landauer Weinerlebnis-Tage waren in Sachen Weinentdeckung und Genuss wirklich gelungen. Über die Stadt verteilt mit einem weitläufigen Platzangebot wehte ein Hauch von Normalität durch Landauer Innenstadt. Cafés und Restaurants waren gut besetzt. Überall gute Laune und Stimmen-Wirrwarr.

Das ein oder andere entspannte Gespräch mit bekannten und vor allem neuen Winzern und trug zu einer entspannten und spannenden Verkostung bei.

Einzig die Shopping-Laune in den geöffneten Läden wollte nicht recht aufkommen, beklagten die Geschäftsinhaber und schlossen ihre Türen teilweise schon vor dem offiziellen Ladenschluss.

Eine persönliche Nachlese der Entdeckungen bei ausgewählten Weingütern ist geplant. In BacchusWelt werden wir berichten. Den Pfälzer “Trüffeln” dicht auf der Spur.