Bahn wird wieder bestreikt.
Kaum Fahrgast-Service außerhalb der Ballungszentren

Die Deutsche Bahn (DB) soll ab übermorgen wieder bestreikt werden. Das kündigte Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) heute am frühen Montagabend auf einer Pressekonferenz an. Es täte ihm leid, in den dritten Arbeitskampf zu gehen. Dieser sei von der Bahnseite absichtlich provoziert worden. Vom sechs Tage dauernden Arbeitskampf werden wieder Güter- und Personenverkehr betroffen sein, kündigte Gewerkschaftsführer Weselsky an.
Bild: Bahn-Haltepunkt Hauenstein. „Streik … Infos auf bahn.de/aktuell“. Mehr Service bietet die DB nicht. Foto: Stähle

Frankfurt/M.Süd-/Südwestpfalz.30.8.2021/Werner G. Stähle. Ab kommenden Mittwoch 17 Uhr soll der Güterverkehr und ab Donnerstag 2 Uhr der Personenverkehr möglichst weitgehend lahmgelegt werden, wurde bekannt gegeben. Diesmal werde es länger dauern als zuvor. Erst am darauffolgenden Dienstag, 7. September, wollen die Mitglieder der GDL die Arbeit wieder aufnehmen.

Da in der GDL nur ein Teil der Mitarbeiterschaft der DB organisiert ist, und weil manche Bahnmitarbeiter Beamte sind, werden allerdings nicht alle Züge komplett ausfallen.

Fernpendler leiden mehr
Während in Ballungszentren meist Straßenbahn und Linienbus fahren, wenn die von der DB betriebene S-Bahn nicht kommt, gibt es in der Fläche meist keinerlei Alternative. Wer sein Zuhause beispielsweise im Pfälzerwald hat, und regelmäßig morgens sehr früh am Bahnsteig steht um pünktlich am fernen Arbeitsplatz in Industrieregionen wie Mainz/Wiesbaden, Ludwigshafen/Mannheim oder Wörth/Karlsruhe einzutreffen, hat keine vergleichbare Wahl. Diese Bahnkunden sind stärker betroffen.

Reisende außerhalb Großbahnhöfen benachteiligt
Wer reisen möchte oder muss, ist mehr vom Streik betroffen, wenn es beispielsweise an einem Haltepunkt der Verbandsgemeinde Hauenstein losgehen soll. Auf größeren Bahnhöfen sind Infocenter zu finden, wo man sich nach Ausweichmöglichkeiten erkundigen kann. Und Servicepersonal in auffälligen Jacken ist ansprechbar, um weiterzuhelfen.

An Haltepunkten wie denen der Linie Pirmasens-Landau wird per Schriftband lediglich auf die Internetseite der DB verwiesen. Auch vom hochdigitalisierten Fahrkartenautomat ist kein Hinweis zu erhalten, ob oder wann ein Zug kommt.

Bahnfahren am besten nur mit Smartphone und viel Geduld
Demzufolge gehört dort zu den Grundvoraussetzungen für Bahnfahren der Besitz eines Smartphones sowie Erfahrung und Geduld im Umgang mit Internetangeboten. Man muss zudem den richtigen Vertragspartner haben. An manchen Haltestellen steht nur das D-Netz zur Verfügung, an anderen ausschließlich das E-Netz oder keines.

Der Bahnhof von Hauenstein (Alte Bundesstraße), heute Haltepunkt mit Fahrkartenautomat. Die Breite der Trasse lässt noch die einstige Zweigleisigkeit erkennen (bis 1945). Foto: Stähle

Forderung nach Verbeamtung der Lokführer
Als Reaktion auf den Streik der GDL fordern die Freien Wähler (FW) die Verbeamtung von Lokführern (Südpfalz aktuell v.23.8.).

GDL gegen EVG. Bahngewerkschaften im Konkurrenz-Kampf
GDL-Gewerkschaftsführer Weselsky zufolge richten sich die von der GDL ausgerufenen Streiks ausschließlich gegen den Arbeitgeber DB. Namentlich gegen den Bahnvorstand, der sich nicht bewege.
Zweifel daran sind angebracht. Hier Originalton GDL im Podcast „GDL überzeugt, EVG nicht“.