Ortsbesichtigung und Stadtratssitzung am Samstag
Bebauungsplan Nordring einstimmig verabschiedet

„Ich bin etwas enttäuscht“, kommentierte Uli Böck, Sprecher der IG Nordring, die Entscheidung des Stadtrats. Nach insgesamt dreieinhalbstündiger Sitzung einschließlich vorhergegangener Ortsbesichtigung am Bauplatz Nordring gegenüber dem Stellwerk beschloss der Stadtrat einstimmig bei einer Enthaltung den Bebauungsplan. Damit kann der Bauantrag für die Errichtung von 24 Wohneinheiten vom Grundstücksteigentümer gestellt werden.
Bild: Die Höhe des Mastes zeigt die Oberkante der geplanten Wohnbauten. Foto: hi

Annweiler.23.11.2019/hi. „So viel Transparenz und Öffentlichkeit war noch nie“, kommentierte Bürgermeister Seyfried die aufwändige Behandlung aller Einsprüche im Bebauungsplanverfahren „Wohnanlage Nordring“.

Und in der Tat, einigermassen ungewöhnlich war es, dass beim Ortstermin eigens mit einer Hebebühne und einem Mast auf dem Baugrundstück die geplante Höhe der dreigeschossigen Wohnanlage veranschaulicht wurde. Damit sich die Stadträte gemeinsam mit den Anwohnern in aller Öffentlichkeit ein Bild machen konnten von den Bedenken der Anwohner, dass ihnen durch die Häuserblocks ihre freie Sicht genommen würde.

Zum Ortstermin war der Grundstückseigentümer, Martin Köhler, gemeinsam mit seinem Bauplaner Horst Wonka aus Nünschweiler, gekommen. Die vorläufige Bauplanung konnte jeder einsehen und alle Fragen und Bedenken dazu im direkten Gespräch mit dem künftigen Bauherrn diskutieren.

Stadtspitze 100 Tage im Amt. Bürgergespräche auf dem Rathausplatz
“Schee is des, dass ihr jetzt im Ambert Park en Spielplatz macht”

Dass an einem nebelig-kalten Freitagvormittag Ende November der Markt in Annweiler sehr gut besucht war, hatte diesmal einen besonderen Grund. Der neue Stadtvorstand ist jetzt 100 Tage im Amt. Aus diesem Grund hatte Bürgermeister Benjamin Seyfried (parteilos) mit seinen Beigeordneten, Dirk Müller-Erdle (FWG) und Peter Grimm (FDP), eine „Gesprächsplattform“ aufgebaut, um mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Arbeit im Rathaus zu sprechen. Krankheitsbedingt war Beigeordneter Benjamin Burckschaft (CDU) nicht mit dabei.
Foto: hi

Annweiler.22.11.2019/hi. Das Gesprächsangebot wurde von den Marktbesuchern durchaus engagiert wahrgenommen und zu teilweise intensiven Dialogen mit den gewählten Stadtverantwortlichen genutzt. Unterschiedlichste Themen kamen dabei zur Sprache. Natürlich auch das aktuell umstrittene Bauvorhaben Nordring.

„Das ist genau der direkte Kontakt“, meinte beispielsweise Peter Rollwa, „den die Leute brauchen, um ohne große Umwege ihre Wehwehchen und Anliegen an den Mann zu bringen“.

„Schee is des, dass ihr jetzt im Ambert Park en Spielplatz macht“ lobte die Annweilerin Klein ihren Bürgermeister. Eckart Bonin stimmte zu: „Sympathisch und bürgernah ist das, wenn man im persönlichen Gespräch Näheres dazu erfährt, dass endlich Vieles auf einen guten Weg gebracht wird, und mit Fördermitteln die Schmuckstücke Markward-Anlage und Ambert Park aufgewertet werden“.

Zufälliges Timing oder nicht – jedenfalls waren die Diskussionen zum umstrittenen Bauvorhaben Nordring, auch am Infostand zu vernehmen

Wären die vom Bauvorhaben unmittelbar betroffenen Anwohner darüber informiert gewesen, dass anstelle der möglichen durchgängigen Bebauung inzwischen eine dreigliedrige Planung vorliegt, dann wäre vermutlich kaum die Befürchtung, später vor einer regelrechten Mauer zu stehen, aufgekommen.

Wie die offen gelegte Bauplanung zeigt, wird auf einer Breite von 93 Metern nur rund die Hälfte von Häuserfronten eingenommen. Denn jedes einzelne Gebäude ist 17 Meter breit. Dazwischen gibt es Lücken von jeweils ca. 10 Metern. Auf dem über 4.000 qm großen Grundstück werden durch die Wohnhäuser lediglich 560 qm bebaut.

Und bereits im Bauausschuss der Stadt hatte man die Belange der Anwohner im Auge und legte fest, dass die Gesamthöhe der Gebäude nur so hoch sein darf, dass vom Erdgeschoss der am Hang darüber liegenden Häuser weiterhin der schöne Blick auf den Trifels möglich sein soll.

Was nicht immer allen bekannt ist, sind gesetzlich geregelte Bauvorschriften. Für die geplanten …. Wohnungen sind beispielsweise 36 PKW-Stellplätze zwingend vorgeschrieben. Daran kann der Bauherr nicht vorbei.

Letztlich ist es ein Abwägungsprozess, den die gewählten Stadträte leisten müssen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Denn unstrittig ist, dass Annweiler einen großen Bedarf an zusätzlichem Wohnraum hat. Für den sind aber kaum noch freie Baugrundstücke verfügbar. Insofern ist es sicherlich auch aus städtebaulicher Sicht notwendig, die noch freien, bebaubaren, Flächen optimal zu nutzen. Das heißt eben Verdichtung durch Bauen in die Höhe.

Motivation und Engagement im Arbeitskreis Generationenprojekt.
Den Ambert Park gemeinsam als Kleinod entwickeln

Wann hat es das schon mal gegeben. Der Ratssaal war am letzten Samstagvormittag voll besetzt. 30 Bürgerinnen und Bürger waren ins Rathaus gekommen, um im „Arbeitskreis Ambert Park“ mitzuarbeiten. Darunter viele Park-Anrainer aus der Hohenstaufenstrasse und der Bahnhofstrasse. Auch Bürgermeister Benjamin Seyfried hatte sich dazu eingereiht – auf den üblicherweise sonst für Zuhörer bereitstehenden Plätzen.
 „Froh, dass wir den Arbeitskreis jetzt haben“. Diskussions-Ergebnisse an der Tafel festgehalten. Anne-Katrin Schweizer, Benjamin Burckschat, Astrid Satter, Benjamin Seyfried (v.l.n.r.).  Foto: hi

Annweiler.18.11.2019/hi. Der Arbeitskreis ist Ende Oktober vom Stadtausschuss Soziales/Kultur/Generationen ins Leben gerufen worden, damit die interessierten Annweilerer bei der Planung für eine Aufwertung des Ambert Parks mitwirken können. Er wird geleitet vom Beigeordneten Benjamin Burckschat (CDU), der im Stadtvorstand den Geschäftsbereich Kultur/Soziales/Generationen verantwortet.

Generationenprojekt Ambert Park – eine lange Geschichte
Es war eine lebendige und engagierte Diskussion. Mit Schilderungen von Sorgen und Ärgernissen der Anwohner. Und mit vielen kreativen Überlegungen und Anregungen zur Problemlösung im Sinne aller.

Die angesprochenen Probleme sind nicht neu. Schon 2014 hatten 27 Anwohner in einer offenen Petition an den damaligen Stadbürgermeister Wollenweber die ständige Ruhestörung und Kriminalität im Ambert Park beklagt und Maßnahmen dagegen gefordert. Seither war es dann ruhiger geworden im Park.

Ängste kamen bei den Anwohnern dann wieder auf, als vor zwei Jahren Anne-Katrin Schweizer und Maggie Renz die BI Spielplatz gegründet hatten. In kurzer Zeit sammelten sie über vierhundert Unterschriften. Die BI setzt sich dafür ein, einen schönen, naturnahen Spielplatz im Ambert-Park zu schaffen, weil man dort die idealen Randbedingungen vorfinde: „Ein schattiger Spielplatz in der Innenstadt, der etwas Besonderes ist und Leute anzieht. Hier könnten Kinder ihre Zeit gern verbringen und sich wohlfühlen“. (Wir berichteten).

In der Stadtratsitzung am 16. Januar dieses Jahres stellte Viktor Schulz (seinerzeit Erster Beigeordneter) die Gestaltung und Überplanung des Ambertparks im Rahmen des EU-Projektes LEADER vor. Bei insgesamt 140.000 Euro veranschlagten Kosten wurden 40.300 Euro Fördermittel bewilligt. Weitere ca. 40.000 Euro brächten Spielplatzablösen. Mit Eigenleistungen und Spenden könnte die Finanzierung gelingen.

Sicher ist: Mit dem Generationenprojekt wird der romantische Park aus seinem Schlaf erweckt. Das Gesamtbild soll naturnah gestaltet und die Wegführung nicht verändert werden. Der Teich bleibt erhalten. Mit einem Spielplatz, Wasserspielplatz, Trampolinen und einem Barfußpfad könnte ein neuer Spielbereich entstehen. Ausserdem sollen verschiedene Sitzmöglichkeiten entstehen ein Die Seniorinnen und Senioren haben sich ausdrücklich einen Bouleplatz gewünscht.

Darauf bezog sich Seyfried im Februar dieses Jahres bei seinem Besuch des Vereins Zukunft Annweiler: Das neuerdings auf den Weg gebrachte Generationen-Projekt Ambert Park sei ein Musterbeispiel dafür, wie Impulse aus der Bevölkerung von den politisch Verantwortlichen aufgegriffen werden können.

Den Park-Charakter belassen
Der Teich bleibt bestehen, natürlicher Lärmschutz, feste Öffnungs- und Schließzeiten, kein Kiosk im Park – darin war man sich weitgehend einig. Und auch keine Grillstation. Keine alla-hopp!-Anlage mit Problemen wie in Edenkoben.

Die Betroffenen zu Beteiligten machen
Und es wurde zwei Stunden lang munter diskutiert an den Tischen, an denen sonst die Ratsmitglieder sitzen. „Wir sind in einem offenen Verfahren“, betonte Seyfried. Die Überlegungen im Arbeitskreis seien wichtig, die Ergebnisse aber nicht in Stein gemeißelt: „Wir können die Probleme aus der Vergangenheit gemeinsam zu lösen versuchen“.

Anne-Katrin Schweizer, gemeinsam mit Maggie Renz, die Initiatorin der BI Spielplatz, auf Nachfrage: „Es ist ein guter Ansatz, bei unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen miteinander zu reden, um alle ins Boot zu holen. Es ist gelungen, dass sich auch die Park-Anwohner unserem Anliegen, im Ambert Park einen naturnahen Spielplatz in der Innenstadt zu gestalten, nicht mehr verschliessen“.

„Wir alle sind sehr froh“, fasste Astrid Satter in einem Schlusswort die Stimmung im Arbeitskreis zusammen, „dass die neue Stadtspitze uns Gelegenheit gibt, mitzureden“. Da sage noch einer, es gäbe kein positives Engagement in der Annweiler Bürgerschaft.