Pfälzerwald. Biosphären-Status in Gefahr.
Christian Baldauf (CDU): Landesregierung muss von Windkraft-Plänen im Pfälzerwald Abstand nehmen

Jetzt ist es raus: Das MAB-Nationalkomitee der UNESCO wird dem Pfälzerwald seinen Status als Biosphärenreservat aberkennen, wenn dort Windräder gebaut werden. Wie jetzt bekannt wurde, liegt der Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) bereits seit mehreren Wochen ein diesbezügliches Schreiben des MAB-Nationalkomitees vor, das über den Schutzstatus aller UNESCO-Biosphärenreservate wacht.
Fotomontage: IPP

Mainz.23.10.2021./hi. Die Landesregierung müsse sofort von ihren Plänen, Teile des Pfälzerwalds für Windräder zu öffnen, Abstand nehmen, erklärte dazu der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Christian Baldauf: „Die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat steht auf dem Spiel. Aus dem MAB-Schreiben geht deutlich hervor, dass der Pfälzerwald seinen Status als Biosphärenreservat verliert, sollte die rheinland-pfälzische Ampel wirklich Windräder im Pfälzerwald zulassen“. Für den Pfälzerwald, die Region und auch das Land wäre das eine Katstrophe, so Baldauf.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende zeigt sich verwundert, dass Umweltministerin Spiegel das Schreiben zurückhält: „Das UNESCO-Komitee schiebt den Windkraftplänen der Landesregierung einen deutlichen Riegel vor. Warum macht die Landesregierung ein Geheimnis daraus? Was gedenkt die Landesregierung nun zu tun? Hält sie an ihren Windkraftplänen fest?“ Im nächsten Umweltausschuss soll die Umweltministerin dazu Stellung nehmen. Einen entsprechenden Berichtsantrag hat die CDU-Fraktion bereits auf den Weg gebracht.

Der Pfälzerwald muss windkraftfrei bleiben
Die Position der CDU zur Windkraft im Pfälzerwald ist bekannt. Christian Baldauf betont:  „Wald hat Vorrang – deshalb setzen wir uns seit vielen Jahren für das Verbot der Errichtung von Windkraftanlagen in den Naturparks, insbesondere im Pfälzerwald, ein. Von Anfang an haben wir bedauert, dass SPD, Grüne und FDP mit ihren neuen Windkraft-Plänen wichtige Regelungen im Sinne des Naturschutzes hintenanstellen. Der Pfälzerwald muss windkraftfrei bleiben.“

Fachtagung zur B10.
Kommt das deutsch-französische Biospährenreservat unter die Räder?

Am kommenden Samstag, 2. Oktober, findet im Hohenstaufensaal in Annweiler, von 9 bis 13 Uhr, eine verkehrspolitische Fachtagung statt. Es werden dabei grundsätzliche Fragen aufgeworfen zur Realisierung einer autobahngleichen Fernstraße im dt.-frz. Biosphärenreservat. Die Veranstalter sind der BUND, BI Queichtal und alsace nature. Namhafte Referenten sprechen über dem Aus- und Neubau der B10 als internationale Transitachse zwischen Landau und Pirmasens. Dabei wird das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, Umweltplanung Bundesverkehrsplanung beleuchtet. MdB Toni Hofreiter (Grüne) ist mit einer Video-Botschaft zugeschaltet.

Annweiler.30.9.2021/hi. Die Veranstalter der B10-Fachtagung hatten bereits Anfang September an zahlreiche rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete einen Offenen Brief geschrieben. Darin wurde die Sorge zum Ausdruck gebracht, dass der Pfälzerwald die Anerkennung der UNESCO als Biosphärenreservat verliert.

Für den Erhalt des deutsch-französischen Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen
Der mögliche Ausbau der Windenergie im Wald und der Ausbau der Bundesstraße B10 zu einer vierspurigen internationalen Transitstrecke für den Schwerverkehr stehe nicht im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsziel der UNESCO für Biosphärenreservate, hatten die Unterzeichner des Offenen Briefes unter anderem geschrieben. Dazu hatten sie eine Liste von Gründen für eine Umplanung des Projekts B10-Ausbau angeführt.

Auf der B10-Fachtagung werden wesentliche Fachfragen in diesem Zusammenhang aufgegriffen, wobei Wulf Hahn (RegioConsult) das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, Umweltplanung Bundesverkehrsplanung beleuchtet. Maurice Wintz von Alsace nature spricht zu grenzüberschreitenden Aspekten des Biosphärenreservats. Und Jürgen Ott vom Umwelt-Bildungszentrum erläutert die Bedeutung des Biosphärenreservats für den Biotop- und Artenschutz.

Der Verzicht auf den geplanten Transitkorridor ist machbar und vertretbar
Die Naturschutzverbände betonen in ihrem Offenen Brief, dass „die horrenden Gesamtkosten für das Fernstraßenprojekt nicht mehr in die etatpolitische Zukunft passen“ und verweisen im übrigen darauf, dass die B10 seitens der Europäischen Union nicht für den Europäischen Transitverkehr vorgesehen sei.

MdB Toni Hofreiter (Grüne) sieht in einem Moratorium eine Chance zum Verzicht auf die B10. Die Bahnlinie Landau-Pirmasens als Alternative wird vom stellvertretenden BUND-Landesvorsitzenden, Michael Carl, unter die Lupe genommen.

Straßenplanung und Klimaschutz-Urteil des Bundesverfassungsgerichts
Aus dem Klimaschutz-Urteil des Bundesverfassungsgerichts ergeben sich auch Schlussfolgerungen für den Verkehrsbedarfsplan 2030 und die Beurteilung der Klima-Relevanz einzelner Vorhaben. Darauf weist Rechtsanwältin und Prozessbeauftragte beim Bundesverfassungsgericht, Franziska Heß, in ihrem Vortrag hin.

Das greift auch Werner Reh auf in seinem Tagungsbeitrag „Die B10 und die Überprüfung des Fernstraßen-Bedarfsplanes ab 2022“.

Teilnahme kostenlos
Die Teilnahme ist kostenlos. Es gilt die Corona 3G-Regelung.

Der Natur auf der Spur.
Germersheimer Schulklasse am Naturaktionstag in Eußerthal

Wie spannend die Natur vor der Haustür sein kann, konnte eine fünfte Klasse der Richard-von-Weizsäcker Realschule plus aus Germersheim beim Naturaktionstag im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen erfahren. Mitarbeiterinnen des Biosphärenreservats zeigten den 21 Kindern und ihren zwei Lehrerinnen in Eußerthal, worum es in der Modellregion für nachhaltige Entwicklung geht. Dabei stand das Thema Schafhaltung und Landschaft im Vordergrund.
Bild: Germersheimer Schülerinnen und Schüler setzten sich in der Eußerthaler Umgebung intensiv mit dem Thema Beweidung und Nachhaltigkeit im Biosphärenreservat auseinander. Foto: Biosphärenreservat

Eußerthal.20.7.2021/s.ofer/hi. Kinder aus einem städtischen Umfeld haben häufig wenig Naturerfahrungen. Ziel der Naturaktionstage ist es, diesen Kindern den Zugang zur Natur zu ermöglichen. Tiere und Pflanzen kennenlernen und die Natur mit allen Sinnen auf vielfältige Art und Weise entdecken und erleben. Das begeistert die meisten.

Kulturlandschaftspflege mit Hilfe von Beweidung
Die Vorbereitung des Naturaktionstags erfolgte in enger Abstimmung zwischen der Richard-von-Weizsäcker Realschule plus und dem Biosphärenreservat. So war der Ausflug auf die individuellen Interessen der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten und das Biosphärenreservat konnte seine standortspezifischen Besonderheitenn, nämlich die Kulturlandschaftspflege mit Hilfe von Beweidung, einfließen lassen.

Nachhaltigkeit für Kinder begreifbar machen
In Eußerthal wurden zunächst die drei Schutzgebietsformen Naturpark, Biosphärenreservat und Nationalpark voneinander abgegrenzt und das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen vorgestellt. Um das Thema Nachhaltigkeit begreifbar zu machen, spielten die Kinder eine Art Staffellauf zwischen Wald, Mensch und Zeit. Anhand von Beobachtungen und Fotos setzten sie sich dann mit Besonderheiten in der Landschaft auseinander und konnten so nachvollziehen, wie sich unser Leben seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts geändert hat. Etwa von der Bewirtschaftung vieler kleiner Felder mit einem großen Anteil an Selbstversorgung hin zu landwirtschaftlichen Großbetrieben und der Versorgung durch Einkäufe im Supermarkt.

Welche Auswirkungen dies auf die Landschaft hat, war für die Schüler und Schülerinnen direkt in der Eußerthaler Umgebung zu erkennen. Dort ist gut zu sehen, dass der Wandel zur Verbuschung und zum Verlust von artenreichem Offenland geführt hat.

Beweidung durch Schafe und andere Tiere für artenreiches Offenland
Wie das Team des Biosphärenreservats Pfälzerwald versucht, dieser Entwicklung mithilfe von Beweidung durch Schafe und andere Tiere gegenzusteuern, war ein bedeutsames Erlebnisziel. Die Kinder gingen in kleinen Gruppen mit jeweils einem Schaf beziehungsweise einer Ziege ins Gelände und beobachteten die Tiere genau.

Unter anderem sammelten sie Pflanzen, die die Tiere gefressen haben, um sie später zu bestimmen. Beim Streicheln und genaueren Betrachten der Schafe wurde den Fünftklässlern klar, dass die Tiere in ihrem Fell auch Pflanzenteile, Samen und manchmal sogar kleine Tiere transportieren und so als Biotopverbinder auch eine wichtige Naturschutzfunktion haben.

Am Ende konnten die Schülerinnen und Schüler beim Basteln und Filzen mit Schafwolle selbst kreativ werden und jeweils ein Schafswoll-Souvenir mit nachhause nehmen.

Naturaktionstage: Eine Kooperation des Verbands Deutscher Naturparke (VDN) und Kaufland
Das Handelsunternehmen Kaufland unterstützt seit 2007 den Verband Deutscher Naturparke unter anderem im Bereich Umweltbildung: „Auch wir wollen die Welt ein bisschen besser machen. Deshalb engagieren wir uns schon lange zum Beispiel für Lebensmittel aus nachhaltigem Anbau und den Umwelt-, Klima- und Artenschutz (O-Ton Kaufland)“. 

Durch das Engagement des Unternehmens Kaufland können im Rahmen der Naturaktionstage deutschlandweit Klassen von Grund- und weiterführenden Schulen eine eintägige Exkursion in einen nahegelegenen Naturpark durchführen (bis 2020 war der Pfälzerwald auch Naturpark). Die Naturaktionstage sind Teil des breit angelegten gemeinsamen Engagements von Kaufland und dem VDN für die Naturparke in Deutschland. Jede dieser Tages-Exkursionen wird inklusive der Anreise durch Kaufland finanziert.

Keine Windräder im Pfälzerwald.
Bürger machen mobil. Petition angelaufen. Bereits Tausende Unterschriften

Die Initiative Pro Pfälzerwald (IPP) hat eine Petition an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) gestartet: „Wir fordern: Finger weg vom Pfälzerwald! Keine Öffnung des Biosphärenreservats Pfälzerwald/Nordvogesen für die Windindustrie!“. Der Pfälzer liebt seinen Pfälzerwald und hat eine enge emotionale Bindung zu ihm. Entsprechend hoch schlagen bereits die Wellen der Empörung. Viele befürchten, dass das Biosphärenreservat Pfälzerwald der Windindustrie geopfert wird. Das zeigen die rasant wachsenden Unterschriften zur Online-Petition.
Bild: So könnte es künftig im Pfälzerwald aussehen. Collage IPP. Foto: Christoph Riemeyer

Annweiler.4.5.2021/hi. Das Biosphärenreservats Pfälzerwald/Nordvogesen ist mit seinen herrlichen Ausblicken, Felsen und Burgen und unzerstörter Natur ein wahres Paradies.

Für die Menschen aus naher und ferner Umgebung ist er Naherholungs- und Wandergebiet. Der Pfälzerwald ist Klimaschützer, Trinkwasserreservoir, Sauerstofflieferant, sowie Rückzugsgebiet für viele Pflanzen- und Tierarten wie Wildkatze, Luchs, Schwarzstorch und viele andere Arten. Er ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas.

Biosphärenreservat Pfälzerwald von Zerstörung bedroht
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), hatte zur Wahl im März 2021 die Absicht geäußert, das Biosphärenreservat nun doch für Windräder öffnen zu wollen. Und das, obwohl dessen Schutz nach vielen Jahren des Kampfes eigentlich schon längst in Gesetz und Verordnungen festgezurrt wurde. Im Koalitionspapier der wohl künftigen SPD/Grüne/FDP-Regierung ist denn auch festgeschrieben, Windräder im Pfälzerwald bauen zu wollen. Zumindest in sogenannten „belasteten Gebieten“. Damit ist unter anderem das Areal um den Langerkopf bei Hofstätten gemeint. Die Bürgerinitiative Pro Pfälzerwald sieht das Biosphärenreservat von Zerstörung bedroht.

UNESCO-Status “Biosphärenreservat” für Pfälzerwald nur ohne Windräder darin
Martin Waldhausen, ehemaliger Vorsitzender des deutschen UNESCO MAB-Komitees dazu:
„Der Pfälzerwald ist ein großer Schatz. Er spielt in einer Liga mit dem Ayers Rock in Australien, der Serengeti in Afrika und den Niagara-Fällenin Kanada, die ebenfalls ganz oder teilweise Biosphärenreservate sind. Dort würde aber keiner auf die Idee kommen, Windkraftanlagen aufzustellen.“
Die Vorsitzende der Bürgerinitiative Pro Pfälzerwald (IPP), Cornelia Hegele-Raih, ist entsetzt: „Auch der Berzirkstag, die Naturschutzorganisation Pollichia, der BUND für Naturschutz, der Pfälzerwald-Verein, der Alpenverein Sektion Landau  und viele weitere Institutionen haben sich damals dafür ausgesprochen, den Pfälzerwald windindustriefrei zu halten. Und dies soll nun wirklich alles wieder rückgängig gemacht werden?“

Windräder sind ein heftiger Eingriff in die Natur, sagt Hegele-Raih, „für die über 250 Meter hohen Stahlmonster müssen tausende Tonnen Beton in den Wald gekippt, Stahlarmierungen für die Fundamente in den Waldboden gerammt, 8 Meter breite Schotterpisten für den Transport mit Tausenden LKW-Fuhren angelegt werden“.

Klimaschutz minimal – Umweltschäden groß
Der Beitrag einiger Windräder im Pfälzerwald zum Klimaschutz wäre minimal, der Schaden für die Natur, den Tourismus und als Naherholungsgebiet der Region dagegen unermesslich, empört sich die IPP-Vorsitzende.

„Wir können das Klima nicht retten, indem wir die letzten Rückzugsgebiete im Wald auch noch industriell überbauen. Dies wäre auch eine vollkommen falsche Botschaft an unsere französischen Partner, die ihrerseits Windräder in ihrem Teil des Biosphärenreservats ausgeschlossen haben“.

Aufruf Online-Petition für ein windindustriefreies Biosphärenreservat
Das Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen muss für uns und unsere Nachkommen bewahrt werden, heißt es in der Online-Petition: „Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Unterschrift, diesen Schatz zu erhalten!“